Zulieferer haben die Produktionszahlen im Blick - angestrengt optimistisch
Ja, es ist schon etwas anstrengend Optimismus zu zeigen. Nicht, dass er nicht berechtigt wäre, aber so einfach für die gesamte Vielfalt der Branche "in Optimismus" zu machen, ist es leider nicht. Längst gibt es kaum noch wirklich einheitliche Trends, mal abgesehen von der Konjunktur. Die Digitalisierung vieler Automobilfunktionen, die Teilung in die beiden Fraktionen Verbrenner - und E-Antrieb haben den Zuliefermarkt gleich mehrfach auseinander brechen lasssen: wie auf dem Eismeer treibende Eisschollen eines großen Gletscherabbruchs
Experten uneins über Marktentwicklung:Aktuell
und zu Jahresbeginn äußern sich die Experten über die zukünftige Entwicklung in
der Auto- und Zulieferbranche sehr unterschiedlich. Im Allgemeinen waren die
letzten Studien gespickt mit positiven Anzeichen, auch die des
Branchenverbandes. Allerdings befassten sich die Verlautbarungen vorwiegend mit
dem Pkw-Absatz bzw. der Nachfrage. Für die Zulieferer sind allerdings die Zahlen zur Fahrzeugproduktion viel aussagekräftiger.
Diese Perspektive erweitert den Blick auf spannende Sachverhalte, relevant
für die Automotive-Industrie im Bergischen.
Allerdings
lesen sich die harten Fakten weit weniger „rosa“. In Kombination mit den
Hinweisen auf Besserung skizzieren sie eine Situation, die sich in Abhängigkeit
von vielerlei Einflüssen drastisch zum Guten oder schlechteren wenden kann.
Gerade die Zulieferer müssen also aufmerksam bleiben um frühzeitig schon die
kleinsten Ausschläge in den Statistiken oder „Klimaindizes“ als Vorboten
größerer Veränderungen zu erkennen.
Kleinste Ausschläge können große Veränderungen ankündigen
Aber schauen wir einfach auf
ein paar Marktzahlen die auch der VDA recherchiert hat. Zunächst, mit welchen
Hoffnungen oder Blessuren sind die Zulieferer ins Jahr 2021 gegangen:
Hart traf es die Automobilindustrie bei der Kapazitätsauslastung (2015: 100%).
Im letzten Quartal 2020 verharrte sie immer bei 88,1 Prozent. Noch härter traf
es die Zulieferer. Sie waren im 4. Quartal nur zu 83,8 Prozent
ausgelastet. Insgesamt büßten die Zulieferer im gesamten Verlauf des
vergangenen Jahres Umsatz in Höhe von 57,3 Mrd. EUR ein. Das sind 16 % ihres
Umsatzes im Vergleich zu 2019. Kurzarbeit trug dazu bei, Arbeitsplätze trotz
Minderbeschäftigung zu erhalten, dennoch ging die Krise an den
Arbeitsplatzzahlen nicht spurlos vorbei. 3 Prozent weniger Mitarbeiter
beschäftigte die ganze Autobranche. Eine tiefere Furche hinterließ die Krise
bei den Zulieferern: minus 4 Prozent. Und wie geht es weiter? Nun, auch
wenn der Auftragseingang in der gesamten Automobilindustrie im Jahresverlauf um
14 Prozent gesunken ist, so berichtetet der VDA doch, dass im Oktober zum
vierten Mal in Folger die Aufträge wieder zugenommen haben. Zugleich berichtete
der VDA von „zunehmenden Optimismus“ unter den Zulieferern bei einer Befragung
im Dezember, aber gibt keineswegs Entwarnung, wenn er feststellt, dass der ifo
Geschäftsklima sich zwar im Dezember stabilisiert, die Lagebewertung dennoch
weiter negativ ausfällt.
Ohne Chips kein Aufschwung
Und wie schaut es nun einen Monat nach Jahresbeginn aus? Widersprüchlicher konnte das Neue Jahr nicht beginnen. So wie die Inlandsfertigung der deutschen Autoindustrie im letzten Monat des Vorjahres um 4 Prozent stieg, brach die Auslandsfertigung gleichermaßen ein. Die Gründe sind schnell ausgemacht, es war die Halbleiterknappheit, die den beginnenden Aufschwung im Ausland ausbremste. Ungeachtet dessen erwarten die Zulieferer, ihre Kapazitäten um immerhin einen Prozentpunkt bis zum Ende des ersten Quartals 21 besser auslasten zu können (84,2%), so der vom VDA im Januar veröffentlichte ifo Geschäftsklima-Index für die Zulieferer.
War die Flamme nur ein Flämmchen?
Demnach war die Flamme des Optimismus, die im Dezember zu
erleuchten schien, nur ein kurzes Glühen, denn laut ifo zeigten sich die
befragten Unternehmen aktuell weniger zuversichtlich, wie der VDA nur einen
Monat später, jetzt im Januar 21 berichten musste. Auch der Negativtrend
bei den Beschäftigten in der Zulieferindustrie hat sich nicht verändert und
verharrt bei minus 4 Prozent.
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