Chipkrise, Corona-Lockdown, unterbrochene Lieferketten, digitale Transformation - Folgen des Ukrainekrieges treffen Zulieferer in bereits angespannter Lage

Autoindustrie wird zur Baustelle

Jemanden Gesundheit zu wünschen ist ein Zeichen der Anteilnahme und Höflichkeit. Spätestens seit Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine startete, scheint es angebracht, auch der Autoindustrie, den Herstellern und Zulieferern „Gesundheit“ zu wünschen. Die aktuell greifbaren Statistiken verheißen nichts gutes, obwohl die Zahlen die Dramatik des Ukrainekrieges noch gar nicht oder nur ansatzweise widerspiegeln. Natürlich hat es einen fahlen Beigeschmack angesichts des unendlichen Kriegsleides auf Negativ-Statistiken zu verweisen in denen es nur um materielle Dinge geht. Allerdings verhilft uns die klare Sicht auf diese Auswirkungen, uns zur Einsicht, dass dieser Krieg verdammt nah ist und die Granateinschläge, auch wenn wir sie nur im TV oder auf Video hören und sehen auch uns im Alltag und am Arbeitsplatz treffen.

Der Ifo Geschäftsklima der Zulieferer ist bereits im März „abgestürzt“, wie der VDA in seinem Konjunkturbericht im März schreibt. Der Absturz spiegelt die tiefgreifende Verunsicherung durch den Krieg in den Unternehmen wider. Doch damit nicht genug, denn fast unbemerkt von unserer Euphorie über das selbstverkündete Ende der Corona-Pandemie habe die Unternehmen, die in internationale Lieferketten eingebunden sind bereits wahrgenommen, dass es in China wieder Corona-Lockdowns über ganze Städte ausgerufen wurden. Als ob eine Krise nicht ausreichen würde.

Schon Wochen vor Putin seinen Krieg begann, sanken die Beschäftigtenzahlen im Autozuliefersektor, im Januar um -7 %, bei den Autoherstellern um nur - 1 %. Sucht man nach den Gründen, muss man nur einmal in die Fertigungshallen der Autohersteller und Zulieferer schauen und erkennt, an den Bändern läuft es schon länger nicht mehr rund. Der Produktionsindex gab im Januar zum achten Mal in Folge zweistellig nach (-12 %). War er doch schon davor im Gesamtjahr 2021 im Minus (-5 %).

Bei den Zulieferer allein sank der Produktionsindex im Januar 22 um 9 %, doch das schon seit sechs Monaten in Folge. Geht man bei der Betrachtung weiter in die Vergangenheit zurück, erhält man eine gute Vorstellung welchen verheerenden Einschläge Zulieferer durch Chipkrise und nun auch durch den Ukrainekrieg verkraften müssen: Der Produktionsindex sah bei den Zulieferern bis Mitte 2021 positiv aus, ebenso erfreulich die Auftragseingänge und dann drehte sich der Trend ins Negative mit weiterhin düsteren Ausblick, denn auch im Januar 22 konnten Zulieferer nur ein Auftragsminus von 5 % weniger Aufträge als im Januar des Vorjahres melden. Das war noch vor Beginn von Putins Aggressionskrieg. Kriegsbedingt zerstörte Lieferketten, Rohstoff- und Energieknappheit und explodierende Rohstoff- und Energiepreise treffen auf einen Automobilsektor, um dessen optimalem Motorlauf sich gerade viele Experten bemühen... Eine starke EU braucht aber jedes Drehmoment aus der Wirtschaft.

Ergänzung:  Es war schon abzusehen, dass die Branchenzahlen für den März 2022 nicht gut ausfallen werden. Das hat sich nun bestätigt, wie der VDA mitteilte und gleich auch seine ursprüngliche  Prognose für das Jahr 2022 kassierte: Automarkt März 2022




 

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