Verkehrstote in Deutschland bis 2025 - die Entwicklung stagniert
Das tödliche Verharren
Festgefahren im Sicherheitsparadoxon - Verkehrstote in Deutschland bis 2025 - die Entwicklung stagniert
Die Anzahl der bei Straßenverkehrsunfällen getöteten Verkehrsteilnehmer ist in den vergangenen 30 Jahren stark zurückgegangen. Doch stieg die Zahl der Verkehrstoten 2022 und 2023 wieder an, lag aber weiter unter dem Niveau von 2019. Dann im Jahr 2024 waren wieder 69 Verkehrstote weniger zu beklagen, doch traurig genug verunglückten insgesamt 2.770 Menschen im Straßenverkehr tödlich. Im Verlauf des aktuellen Jahres 2025 meldeten die Verkehrsstatistiker bis zur Jahresmitte 1335 tödlich verunglückte Verkehrsteilnehmer. Doch dieses Auf und Ab spielt sich auf relativ niedrigen Niveau ab, wenn man einmal den statistischen Grabhügel der früheren Jahrzehnte hinaufblickt.Das Niveau ist niedrig und doch beharrlich zugleich. Das verwundert, hat doch die Sicherheitstechnik mit intelligenter Elektronik große Fortschritte gemacht und sie wird in immer mehr Autos verbaut. Warum ist es also so schwierig die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich weiter zu senken?
Das Phänomen wirkt auf den ersten Blick paradox: Unsere Autos werden immer sicherer (Notbremsassistenten, Spurhalteassistenten, Crash-Sicherheit), aber die Kurve der Verkehrstoten flacht kaum noch ab oder stagniert auf einem Plateau (nach einem Anstieg nach den Corona-Jahren).Bespricht man sich mit Experten ergibt sich folgende Erklärung, und sie ist teilweise wirklich paradox.
Zunächst das sogenannte "Panzer-Paradoxon" oder Insassenschutz versus Fremdschutz
Die modernen Sicherheitsfeatures schützen primär die Insassen. Die Zahl der getöteten Pkw-Insassen sinkt tatsächlich weiter. Das Problem verlagert sich jedoch nach "außen". Betroffen davon sind die „Ungeschützten Verkehrsteilnehmer“: Fußgänger und Radfahrer profitieren nur teilweise von der Sicherheitstechnik im Auto des Unfallgegners, vor allem weil einfache Sicherheitsfeature nur sehr eingeschränkt funktionieren.
Kommt es zum Unfall, müssen wir leider konstatieren, dass Autos immer schwerer und größer (SUV-Trend) werden. Die schiere Fahrzeugmasse wird zum Problem. Wenn ein moderner 2,5-Tonnen-SUV mit einem Radfahrer oder Kleinwagen kollidiert, hilft die Physik dem SUV-Fahrer, verschlechtert aber die Überlebenschancen des Unfallgegners massiv.
Eigentlich wollten wir mir E-Mobilität unserer Umwelt etwas Gutes tun, doch man ließ nicht nur die guten Geister aus der Flasche.
Der "Pedelec-Effekt" zusammen mit der Demografie konterkarieren die Bemühungen
Ein großer Teil der Stagnation kommt aus einer neuen Risikogruppe: Ältere Menschen auf E-Bikes (Pedelecs). Geschwindigkeit & Verletzlichkeit: Senioren sind heute mobiler denn je und fahren dank E-Motor schneller und weiter Fahrrad als früher. Gleichzeitig sind ihre Körper verletzlicher; ein Sturz, der bei einem 30-Jährigen nur blaue Flecken verursacht, kann für einen 75-Jährigen tödlich enden. Die steigenden Todeszahlen bei Pedelec-Fahrern "kompensieren" in der Statistik die Erfolge beim Insassenschutz im Pkw.
Ablenkung als neue Volkskrankheit
Neben diesen nachweisbaren Effekten, gehen Praktiker davon aus, dass wir einfach beim Autofahren uns zu sehr ablenken. Ablenkung als neue Volkskrankheit. Viele Experten gehen davon aus, dass die offizielle Statistik die Rolle der Ablenkung marginalisiert, weil schwer nachweisbar. „Blindflug“ durch Texten am Steuer oder tippen der Touch-Menüs. Beides lenkt den Blick länger von der Straße ab als früher, als nur ein Autoradio plärrte. Sicherheitsexperten und Psychologen kennen noch ein weiteres Phänomen: einen psychologischer Effekt, genannt
Sicherheitsexperten und Psychologen kennen noch ein weiteres Phänomen: einen psychologischer Effekt, genannt Risikokompensation: Wenn sich Menschen sicherer fühlen, verhalten sie sich oft riskanter. Fahrassistenzsysteme können dazu verleiten, die Verantwortung an die Technik abzugeben: „das Fahrzeug macht das schon“, obwohl diese (noch) nicht perfekt ist.
Festgefahren im Sicherheitsparadoxon
Die Technik im Auto hat uns weit gebracht, aber wir stoßen an eine Grenze. Der Sicherheitsgewinn im Auto wird derzeit durch Ablenkung, demografische Alterung (verletzlichere Teilnehmer) und den Anstieg des Radverkehrs (ohne ausreichende Infrastruktur) wieder zunichte gemacht. Außerdem überschätzen wir die aktuell verfügbaren Assistenzsysteme.
Demokratisierung der echten Sicherheitsfeatures – am Beispiel Lidar
Wir haben hohe Technikerwartungen, die aber ökonomisch am Markt noch gar nicht realisiert sind. Viele leistungsfähige Komponenten werden, weil zu teuer, gar nicht in den Massenmodellen verbaut. Der Lidarsensor für die Objekterkennung, von dem sich Ingenieure gerade zur Wahrnehmung von Fußgängern und Radfahrern bei schlechter Sicht viel erhoffen ist so teuer, dass er bislang nur in den kleinen Serien der Oberklassemodelle verbaut. Innovative Konstruktionen könnten ihn verkleinern und verbilligen. Tech-Unternehmen, wie MicroVison in Hamburg, konnten bereits, die mechanischen Elemente durch Mikroelektronik zu ersetzen und rüsten erste Fahrzeuge damit aus. Link zu Verkehrsunfälle: statista.com
Mehr zum Thema Demokratisierung und Lidar demnächst im 2. Teil



Hightech scheint nicht alles zu lösen
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